Pressereaktionen zu "Lysistrate"
 
  UELZEN Theater in der Ilmenau Allgemeine Zeitung v. 23.1.06
   
  DAS STUDIUM DER WEIBER    
   
  „Lysistrate“ ganz ohne Staub mit dem Tourneetheater Thomas Stroux
    Echte Dramen seien immer Gegenwart, sagte Gerhart Hauptmann. Und 
    Theater ist universale, auf Diskussion zielende Zeitgenossenschaft. Das erträgt 
    sogar der Text von Aristophanes, wenn auch sehr rasant modernisiert. Wir 
    kennen die Geschichte: Es sind die Frauen, die es satt haben, auf die Männer 
    und Söhne zu warten, sie vielleicht noch beweinen zu sollen. Was tun gegen 
    den Krieg? „Sag mir, wo die Männer sind“, sang die Dietrich.    
   
  Was Thomas Stroux (Regie) aus diesen zweieinhalbtausend Jahre alten Versen
    machte, mit welcher Spielfreude ihn sein Ensemble unterstützt, das war am 
    Freitag im Theater an der Ilmenau allemal sehens- und hörenswert. 
   
  „Lysistrate“ 
    als ein intelligentes Roll Back auf die Kernaussage, das ohne Jamben und 
    Trochäen auskommt, ein wohltemperiertes Gefallstück, in dem die Gestalten 
    weniger sie selber als ihre Berichterstatter sind. Man nahm das Theater zwar 
    auch als Event, ließ aber dennoch Raum für unbequeme Gedanken.
    Zur Größe einer Tat gehört auch die Größe der Hürde, die man nehmen muss. 
    Die Frauen setzen an zum Sprung und verweigern sich. Die Männer leiden und 
    schleppen verschämt Riesensymbole ihrer sie quälenden Vernachlässigung. Der 
    Gattinnen Bedrängnis ist desgleichen, und fast steht eine Auswanderung nach 
    Lesbos zu befürchten. Die acht Darsteller konnten nach Herzenslust chargieren. 
    Bela Fischer am Piano unterstützte sie in der musikalischen Wilderei. Am Ende 
    fallen sich alle in die Arme. Erst die früheren Feinde, dann Männer und Frauen. 
    Und endlich gibt es einen, wenn auch nicht sehr griechisch-antiken, Chorus der 
    moralischen Anstalt Theater, der singt“ „Es gibt nie Frieden, kämpft Ihr nicht 
    dafür... Dann bleibt ein Traum, was Ihr geseh’n“. Also: Frauen an die Macht, 
    zuerst die Banken besetzen und die Börsen abschaffen.... 
   
  Barbara Kaiser
   
   
   
  BAD HOMBURGER WOCHE 19.1.06    
   
  LIEBESENTZUG ALS „WAFFE“ DER FRAUEN 
   
  Bad Homburg.    
   
  ........In einer Aufführung des Tourneetheaters „Der grüne Wagen“ erlebte das Publikum im Kurtheater 
    eine spritzige, amüsante und von Susanne Wolf pfiffig modernisierte Version, 
    die bei aller komödienhaften Leichtigkeit auch der tragischen Tatsache gerecht 
    wurde, dass es bis heute rund um den Globus jede Menge Kriege gibt.
    In der Rolle der Lysistrate brachte Johanna Liebeiner ihr nuancenreiches Spiel 
    voll zu Geltung und hatte mit Thomas Stroux als Präsident einen ebenso starken 
    Widersacher. Stroux, seit dieser Spielzeit Prinzipal des renommierten 
    Tourneetheaters, hat auch Regie geführt und das Thema „Liebesentzug“ relativ 
    behutsam inszeniert, als die Männer unter dieser weiblichen Waffe sichtbar zu 
    leiden beginnen. 
   
  Die Frauen, darunter auch die Spartanerin Lampito (Sylvia Reisinger in 
    alpenländischer Tracht und mit Wiener Akzent) haben sich mit Lysistrate in 
    der Akropolis verschanzt, um den Männern den Zugang zur „Bank“ und damit 
    zum Geld für die Kriegswaffen zu verwehren. Der Rammbock in Form eines 
    riesigen Phallus, mit dem diese die Tür einzurennen versuchen, ist einem Vasenbild 
    aus dem Jahr 470 v.Chr. nachgebildet, einer Zeit, als Eros ein mächtiger Gott war 
    und nackte Tatsachen nicht versteckt werden mussten. Petra Liederer (Myrrhine) 
    und Mathias Kahler (Kinesias) waren in einer hinreißend komischen 
    Verführungsszene zu erleben, in der er das Baby und sie ihre Verführungskünste 
    in Spiel bringt. Beide mit dem Ziel, den Anderen zur Aufgabe zu zwingen. Als das 
    Baby im Weg ist, landet es kurzerhand auf dem Schoß eines Zuschauers. 
   
  Das Publikum war mehrfach gefordert, sich in dieses turbulente Spiel einzubringen, 
    an dem auf der Bühne außerdem noch Vivien Löschner (Kalonike), Uwe Schwalbe 
    (Wachoberster) und Bernd Wünsche (2. Wache) beteiligt waren. Bela Fischer jun. 
    am Piano und Keyboard untermalte das Spiel um Liebes- und Machtentzug 
    schwungvoll mit griechischem Sirtaki, bekannten Schlagern und Chansons von 
    Zarah Leander bis Marlene Dietrich, sowie von Arien aus Bizets Carmen, die für 
    das Stück mit neuen Texten ausgestattet wurden. Rolf Doerr (Bühnenbild und
    Kostüme) hatte das moderne Outfit mit einigen antiken Versatzstücken versehen, 
    die nicht zuletzt zur Situationskomik beitrugen.    
   
  Das Publikum reagierte durchweg begeistert, spendete Szenenapplaus, verabschiedete 
    das Ensemble am Ende mit kräftigem Beifall und wohl auch mit der Erkenntnis, dass 
    die Hoffnung auf Frieden „ein Traum, ein schöner Traum“ bleiben wird. Trotzdem muss 
    es immer wieder Menschen geben, die sich für ein „friedliches Miteinander in einer Welt“
    einsetzen, wie es die moderne Lysistrate am Ende des Stückes gefordert hat. 
   
  Katrin Staffel
   
   
   
  Wr. NEUSTADT PREMIERE 10.1.06 NÖN am 12.1.06    
   
  Erfolgreicher Tourneestart im Stadttheater: Das griechische Stück 
    „Lysistrate“ nach Aristophanes als deftige Posse mit ernstem Anliegen.
    
    .......Coupletartige Songs wie „Ich bin ein Mädchen vom Piräus“ und ähnliche 
    ersetzen großteils die strengen, originalen Chorszenen. Am eindruckvollsten fand 
    ich den antik anmutenden Chordialog mit vorgehaltenen Masken und wirkungsvoller 
    Lichtregie am Beginn des zweiten Teils dieses Premierenabends...... Inmitten dieses 
    antiken „Komödiantenstadls“ mit seinen in Sexnotstand geratenen Männlein und auch 
    Weiblein (!), die wirkungsvoll dargestellt wurden, kamen durch Johanna Liebeneiner 
    mit ihrer achtungsgebietenden und gar nicht feministischen Lysistrate auch ernstere 
    Zwischentöne keineswegs zu kurz.
   
  Gottfried Sengstschmid
   
   
   
  BAD HOMBURG 18.1.06    
   
  LALE ANDERSEN UND ALEXIS SORBAS    
   
  ....Klar war wohl jedem, dass man kein antikes griechisches Opus erleben 
    würde. Regisseur Thomas Stroux nahm die antike Vorlage und verlegte sie in 
    die heutige Zeit. Entstanden ist eine bunte Revue mit viel Humor, Musik, die 
    als gelungen bezeichnet werden kann. 
   
  Das Publikum grüßte Lysistrate mit einem fröhlichen „Kalimera“, die Frauen 
    klagten über das ständige Mousaka-Kochen und der Präsident von Athen 
    wirbelte eifrig den Komboloi. Getanzt wurde zum Sorbas-Lied und zahlreiche 
    Schlager sorgten immer wieder für Heiterkeit. Nach „Ein bisschen Frieden“ 
    sehnten sich die Frauen, die erkannten, „Es wird einmal ein Wunder geschehen“.
    Draußen „Vor dem Bankgebäude, vor dem großen Tor“ warteten dann 
    sehnsüchtig die Männer, und drinnen, wegen der männlichen Mangelware, kam 
    es bei der einen oder anderen Dame vor: „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Frauen 
    eingestellt!“    
   
  Eine vergnügliche Revue wurde da geboten, in der Johanna Liebeneiner als 
    Lysistrate die Fäden in der Hand hielt. Als männlicher Gegenspieler agierte 
    Thomas Stroux nicht minder satirisch humoristisch. Vivien Löschner war eine 
    kokette und adrette Kalonike und Petra Liederer eine verführerische Myrrhine. 
   
  Michael Jacob
   
   
   
   ANDERNACH Mittelrheinhalle 21.1.06 
   
  FRAUEN STREIKEN FÜR DEN FRIEDEN    
   
  Komödie „Lysistrate“ wurde in Andernachs Mittelrheinhalle aufgeführt 
    – Waffen des Eros gegen die des Kriegsgottes gestellt 
    
    ANDERNACH. Der Name ist Programm. Lysistrate oder Lysistrata bedeutet 
    so viel ei „Auflöserin des Heeres“, anders ausgedrückt, die Erlöserin vom Krieg...
    Weil die Frauen unter Lysistrates Einfluss sich enthalten, müssen die Männer sich’s 
    verkneifen, und das von der Diktatur des Matriarchats verordnete Zölibat zeitigt Folgen, 
    die hier in mitunter grotesker Übertreibung ausgespielt wurden. Zu grotesk oder gar frivol? Eine Diskussion hierüber ist selbst in der Provinz genauso gegenstandslos wie die Hoffnung 
    auf eine konflikthemmende Wirkung erzwungener Enthaltsamkeit. In Kriegsdingen 
    verstehen Männer nach wie vor keinen Spaß! 
 
  Zudem: Die so genannten alten Griechen waren – im Gegensatz zur Doppelmoral späterer
    Jahrhunderte überhaupt nicht prüde; im Text findet sich so viel Eindeutiges und absichtsvoll 
    Zweideutiges, dass sich stellenweise die Seiten quasi wie von selber aufblättern. Obszöne 
    Anspielungen zuhauf. Wenn einer da vielleicht meint, man solle doch, bitteschön, den Phallus 
    im Dorf lassen, befindet er sich hinsichtlich der Vorlage völlig im Irrtum. Aber das Gelächter 
    in der Mittelrheinhalle klang eher homerisch und überhaupt nicht nach Verlegenheit. 
   
  Das Salz in der Suppe fehlte demnach nicht. Was fehlte, und zwar laut Programmheft in erklärter 
    Absicht, war der Chor. Wer also alte Männer und Frauen in wallenden Gewändern erwartet hatte, 
    die im Original wie üblich die Handlung kommentieren und teilweise vorantreiben, musste – abgesehen 
    von einer originellen Maskenszene – auf dieses typische dramatische Element verzichten. Nicht jedoch 
    auf musikalische Einlagen, denn zu populären Melodien machten Gruppen wie Einzelakteure das Stück 
    phasenweise zum burlesken Singspiel.    
   
  Wie ein Satyrspiel, jenes heiter ausgelassene Anhängsel der klassischen Tragödientrilogie, 
    wirkte diese Produktion des Tourneetheaters „Der grüne Wagen“.
   
  Norbert Jahn
   
   
   
  Westfalenblatt 10.2.2006 (Steinhagen)
   
  KARNEVAL DER GESCHLECHTER    
   
  Lysistrates derb-amüsanter Kampf um den Frieden 
    
    Steinhagen (WB). „Frauen und Männer passen einfach nicht zusammen“ – ein 
    Stoßseufzer aus dem Repertoire jedes mehr oder weniger begabten TV-Comedien.    
   
  „Kampf der Geschlechter“ heißt das Thema bei politischeren Köpfen. Schon im 
    Vor-Alice-Schwarzer-Zeitalter machten sich die Menschen Gedanken dazu. Nicht 
    die schlechtesten – belegt die antike Komödie „Lysistrate“.
    Die Geschichte ist schnell erzählt. Lysistrate will sich nicht damit abfinden, dass die 
    Männer von Athen und Sparta in ihren Krieg ziehen. Sie mobilisiert die Frauen zum 
    Ehestreik und besetzt die Bank. Kein Sex und kein Geld – das soll die Männer zum 
    Frieden bewegen. Und tatsächlich: Am Ende erhält Lysistrate den Siegeskranz, und 
    die beiden Präsidenten schließen Frieden. 
   
  Angesichts der aktuellen Weltlage erscheint dies als eine naive Utopie à la „Kinder 
    an die Macht“ oder „Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“. Als wenn 
    Liebesentzug die Kriegsmaschinerie stoppen könnte ... Doch die Idee hat etwas 
    befreiendes, lädt zum Träumen ein: Warum eigentlich nicht ...?. In der „Lysistrate“ 
    kommt dazu das Motiv des Geschlechterkampfes – ins Burleske, ja Obszöne 
    übrigens schon im Original bei Aristophanes gesteigert. Ein Karneval der Geschlechter.
    Regisseur Thomas Stroux hat dazu gemeinsam mit Autorin Susanne Wolf eine stimmige 
    Inszenierung erarbeitet, die vom Ensemble mit viel Spielfreude und Leichtigkeit 
    umgesetzt wurde. 
   
  Da gibt Johanna Liebeneiner die kluge, listenreiche und durchsetzungsstarke „Emanze“. Nach einer gescheiterten Gewalt-Aktion („Wir dringen jetzt ein!“) gibt Athens 
    Präsident – herrlich selbstironisch gespielt von Thomas Stroux – die neue Losung „ich 
    bin nur ein schwacher Mann“ aus. Doch dagegen setzen die Athenerinnen die klassischen 
    Waffen der Frau. Myrrhine (Petra Liederer) heizt als griechische Marilyn ihrem Kinesias
    (herrlich Mathias Kahler) so richtig ein, um sich ihm dann doch zu entziehen. Die Frauen 
    haben in „Lysistrate“ den Ausgleich von Vernunft, Emotionalität und Stärke geschafft. 
    Die Männer dagegen präsentieren sich als triebgesteuerte Schwächlinge, deren Hirnmasse
    unter die Gürtellinie gerutscht ist. Auf der Bühne mittels Phallus-Symbolen in jedweder 
    Größe vor Augen geführt. 
   
  Die Musikeinlagen rufen so ziemlich jedes Schlager-Klischee von der Liebe, von 
    Griechenland oder vom Frieden ins Gedächtnis: „Ein bisschen Frieden“ oder eben 
    „Wassergüsse aus Athen“. Der Chor des antiken Dramas wird so – ganz stimmig 
    – zur Revue-Einlage.
    Doch was bleibt nach diesem amüsanten Abend: die Binsenweisheit, dass heute gar nicht
    so viel anders ist zwischen Männern und Frauen? Ja, aber auch die Erleichterung, dass die 
    Liebe das alte Modell der Ehe als reiner Versorgungs- und Zeugungsgemeinschaft inzwischen 
    gründlich aufgemischt hat. Frauen und Männer passen eben doch zusammen.
   
  Friederike Niemeyer
   
   
   
  Norderstedter Zeitung 23.1.2006    
   
  GRIECHISCHE KOMÖDIE „LYSISTRATE“ WURDE VOM 
    PUBLIKUM UMJUBELT 
    PRALLES SPIEL UM KRIEG UND LIEBE 
    DIE ZUSCHAUER AMÜSIERTE DAS LIEBESTOLLE THEATER 
    PRÄCHTIG    
   
  Bei den alten Griechen wäre Aristophanes’ Anti-Kriegskomödie „Lysistrate“ 
    realisierbar gewesen, heute bleibt es ein Märchen. Zu viele Frauen sind froh, 
    sich ihrer Männer entledigen zu können, und zu viele Männer finden anderswo
    Freuden. Bliebe Frauen nur, die Kriegskassen zu klauen und die Börsen und 
    Ölschalter zu besetzen. So wie die vier Frauen in Thomas Stroux’ Adaption 
    von Aristophanes’ antiker Komödie „Lysistrate“., die Stroux’ Tourneetheater
    „Der Grüne Wagen“ in der „TriBühne“ aufführte.    
   
  Stroux transferierte die Komödie in die Moderne, peppte sie als Ersatz für 
    große Chöre mit Evergreens und Operettenmelodien auf und brachte ein 
    Lustspiel auf die Bühne, das immer haarscharf am Rand der Klamotte entlang
    jonglierte. Immer, wenn die Chose drohte, zur Schmiere zu werden, legte Stroux 
    dem Spiel ernste Zügel an und erzeuge so gleichzeitig eine gute Spannung. 
   
  Getragen wurde das Spiel von Johanna Liebeneiner, die mit ihrer natürlichen Art
    auch in Fernsehserien wie „Tatort“, „Alle meine Töchter“ oder „Schloßhotel Orth“ 
    präsent ist, Thomas Stroux und Petra Liederer, die eine hervorragende Kopie von
    Marilyn Monroe gab. Herausragend Mathias Kahler als Kinesias. Urkomisch, wie
    er vor Liebesdruck die Knie zusammenpreßt und seine Myrrhine um Erlösung anjault.
    Myrrhine ist Petra Liederer, sie versteht es prachtvoll, den armen Mann zu reizen. 
   
  Stark in der Frauenriege ist auch Sylvia Reisinger als Lampito aus Sparta, den Gegnern
    der Athener. Stroux gab ihr einen österreichischen Akzent, steckte sie in Loden, und die
    Österreicherin ließ es denn auch so richtig krachen. Edel gab sich Johanna in der Titelrolle,
    während Vivien Löschner die Kalonike als Dummchen anlegte. 
   
  Thomas Stroux zog als Präsident alle Register vom Macho über den Galan bis zum 
    brünftigen Hirschen. Fit an Klavier und Keyboard zeigte sich Bela Fischer. Köstlich 
    amüsierte sich das Publikum über die Riesen-Phalli, die die unter Liebesentzug notleidenden 
    Männer verzweifelt vor sich herschoben. Aristophanes schrieb sie schon für die Uraufführung 
    411 v.d.Z. vor, und Bühnenbildner Rolf Doerr setzte sie sehr anschaulich um.
   
  Heike Linde-Lembk
   
   
   
  Schweinfurter Tagblatt Mo, 6.2.2006 
    SIEG DER VERWEIGERUNG
   
  „Der Grüne Wagen“ mit modernisierter „Lysistrate“ im Theater 
    SCHWEINFURT.
   
   ....Träume wird man ja wohl noch haben dürfen und so ist die gewiss bekannteste 
    und auch beliebteste Komödie des großen griechischen Theatermachers Aristophanes, 
    „Lysistrate“, von nach geradezu verblüffender Zeitlosigkeit.
   
  Susanne Wolf hat sie bearbeitet. Den Rahmen übernommen, den Text jedoch ziemlich 
    kompromisslos ins Heute geholt. Dabei war sie nicht sonderlich zimperlich..... Den 
    klassischen Chor ersetzt Wolf durch Schlager und Operettenlieder des 20. Jahrhunderts. 
    („Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“, Ja, das Studium der Weiber ist schwer“, 
    „Ein bisschen Frieden“). Ihre Texte formt sie wiederum erstaunlich leichthändig zum 
    Kommentar der Handlung.
   
  In Thomas Stroux und dem von ihm seit Jahresbeginn geleiteten Wiener Tourneetheater 
    „Der Grüne Wagen“ ist die Adaption in besten Händen, wie sich das Schweinfurter 
    Theaterpublikum am Samstag überzeugen konnte. Stroux, der selbst die Rolle des 
    Präsidenten von Athen übernommen hat, zeigt eine Inszenierung, die oft ans Kabarett 
    erinnert: kleine schnelle Szenen, manchmal Nummern, die für sich alleine stehen könnten.
   
   Geschickt hält er die Balance zwischen eher nachdenklichen Momenten, wenn Lysistrate 
    (herrlich variantenreich Johanna Liebeneiner) mit dem Präsidenten über die Notwendigkeit 
    des Friedens räsoniert, oder dem urkomischen Betteln des heimgekehrten Kriegers Kinesias um die körperliche Zuwendung seiner Frau Myrrhine.
   
  Der Mann hat Druck, Schmerzen zwischen den Beinen, er schreit nach Befriedigung. 
    Mathias Kahler presst die Knie zusammen, schleppt sich nur noch über die Bühne, zehrt aus 
    dem kleinsten Signal Myrrhines Hoffnung.
   
  Petra Liederer gibt die Monroe, aus dem biederen Mädchen von Piräus wird die Diva, sie ist 
    verführerisch, lockt, lässt es erotisch knistern, bremst, wendet sich ab. Zu gut einem Meter 
    Länge schwillt die Männlichkeit der zur Enthaltsamkeit verdammten Soldaten. Der Notstand 
    ist sichtbar, der Erfolg der Frauen nur eine Frage der Zeit. Über Wochen müssen die Männer 
    darben, um sich dann doch zu beugen.
   
  Knapp zwei Stunden dauert das kurzweilige Spiel. Spritzige Unterhaltung manchmal nahe am 
    Klamauk, aber auch mit viel Witz, Hintergründigkeit. Viele Lacher. Freundlicher Applaus.
   
  Karl-Heinz Körblein
   
   
   
  HILDEN 31.1.2006-02-13    
   
  SPITZFINDIGE WORTSPIELE    
   
  „LYSISTRATE“ begeistert das Hildener Publikum
    
    Hilden. 
   
  Wer hätte gedacht, dass ein griechischer Klassiker so lustig sein kann? Die Komödie „Lysistrate“ von Aristophanes überraschte am Sonntagabend die 
    Zuschauer mit spitzfindigen Wortspielen, Komik und Frivolität. Aufgeführt wurde 
    die Geschichte der Athenerin Lysistrate (Johanna Liebeneiner), die alle Frauen 
    Athens zum Ehestreik aufruft, um die Männer zum Frieden mit Sparta zu bewegen. 
    Um die Forderung zu verstärken, besetzen sie die Staatsbank und machen 
    gemeinsame Sache mit den spartanischen Frauen. 
   
  „Der Verlust von Eros und Macht – das ist der direkte Weg zum Frieden“, lautete
    die Parole der Frauen aus Athen und Sparta. Raffiniert wurde der spartanische 
    Dialekt ins Heute transportiert, indem die Spartaner in Wiener Mundart sprachen 
    und die österreichische Landestracht trugen.
    Es waren mehrere Szenen, die das Publikum zum Lachen brachten, als etwa die 
    Männer die besetzte Staatsbank wieder erobern wollten und einen an einen Phallus 
    erinnernden Rammbock benutzten. Ebenso herrlich die Szene, in der Kinesias seine
    Frau von ihrem Vorhaben abbringen will und dabei fast schon tragisch scheitert. 
    Hauptgrund für den Erfolg war aber die gelungene Übertragung des antiken 
    Stückes in die moderne Sprache. Denn obwohl „die Emanzipation leider noch nicht 
    erfunden ist“ (Kalonike), so gab es doch schon den Duft „Ambrosia Nr. 5“.
   
   
   
  Rheinische Post 31.1.2006-02-13 Hilden    
   
  EIN BISSCHEN FRIEDEN: FRAUEN IM EHESTREIK    
   
  Hilden. Wenn ein Komödienklassiker auch nach rund 2400 Jahren nichts an 
    Aktualität eingebüßt hat, dann wohl „Lysistrate“ aus der Feder von Aristophanes.
    Am Sonntag gastierte das Tourneetheater „Der Grüne Wagen“ mit dem höchst 
    amüsanten Stück in der Neufassung von Susanne Wolf in der Stadthalle – und die 
    aktualisierte Inszenierung sorgte immer wieder für große Heiterkeit im gut besetzten Saal. 
   
  Nach 20 Jahren Krieg zwischen Athen und Sparta will Lysistrate die Frauen dazu 
    überreden, in den Ehestreik zu treten, bis die Männer ihre unsinnigen Scharmützel 
    beenden. Die Damen einigen sich schließlich darauf, sich ihren Männern zu verweigern,
    nicht ohne zuvor gemeinsam zu trällern „Ein bisschen Frieden“. Mit der Kriegskasse 
    verschanzen sich die Damen und schon bald beginnen die Herren, unter der 
    Zwangs-Enthaltsamkeit schrecklich zu leiden. Aber auch die Damen haben ihre 
    Probleme, konsequent zu beleiben. Der Geist ist halt willig und das Fleisch droht 
    schwach zu werden.    
   
  Bis es zum Friedensschluss kommt, erlebt das Publikum eine Fülle amüsanter 
    Verwicklungen. Nicht nur Kinesias und der Präsident wissen kaum wohin mit 
    ihrer überschüssigen und weithin sichtbaren Manneskraft und so kommt es zu 
    einer der urkomischsten Szenen der Weltliteratur, als Myrrhine vorgibt, dem 
    Verlangen ihres Gatten nachzugeben. 
   
  Die flotte Neufassung des Klassikers lässt keine Gelegenheit aus, einen Gag nach 
    dem anderen zu platzieren, bewegt sich dabei aber zuweilen auf einem sehr schmalen 
    Grat...., doch das Publikum amüsierte sich prächtig über Susanne Wolfs Einfälle, die 
    musikalischen Einlagen der Protagonisten und die temporeiche Regie von 
    Thomas Stroux.
   
  Johanna Liebeneiner gibt die Titelfigur in einem gut besetzten Ensemble, das die 
    frauenfreundliche „Lysistrate“ schwungvoll auf die Bühne bringt. Auch nach 2400 
    Jahren beeindruckte die Spannbreite von Aristophanes’ Lustspiel aus Politik und 
    dem Zusammenleben zwischen den Geschlechtern, angereichert durch modernen 
    Wortwitz und musikalische Einlagen durch den exzellenten Pianisten Bela Fischer
    Frank Erkelenz